Wer war/ist Reinhold Andert ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr

Reinhold Andert


Reinhold Andert hatte Ende der 60er Jahre in der Singebewegung das Motto 'DDR-konkret' als Synonym für 'Alltag besingen, wie er ist', eingeführt. Anfang der 70er Jahre organisierte er als Leiter einer Liedgruppe die Produktion neuer Lieder für die X. Weltfestspiele 1973 in Berlin. Ein Kritiker beschrieb den Ton der Andertschen Lieder so: "… eine Haltung treuherzigen Anstands, freundschaftlich-ironischer Distanz zu großen Worten, der Sensibilität für die kleinen Dinge des Alltäglichen und der solidarisch-humorvollen Kritik" (Ekkehart Krippendorf). Andert wollte kein aggressiver Protestsänger, sondern ein kritisch-engagierter DDR-Bürger sein. Bezogen auf Wolf Biermann meinte er: "Nein, ich wollte das alles hier auch gar nicht so radikal in Frage stellen. Wir hatten immer noch die Hoffnung, daß wir es irgendwann packen, das System auf vernünftige Füße zu stellen."

1980 von kleinlichen Moralaposteln nach 17jähriger Mitgliedschaft aus der SED ausgeschlossen, erhielt Andert kein Berufsverbot, aber seine Auftritts- und Publikationsmöglichkeiten wurden rarer und seine neuen Lieder kritischer und bitterer, und das war natürlich alles andere als erwünscht. Und was in Berlin oder Leipzig erlaubt war, mußte nicht auch irgendwo in der Provinz gestattet sein. So kam es zu so absurden, für die DDR aber typischen Vorgängen wie einem Auftrittsverbot 'für das Territorium der Stadt Ludwigsfelde'. Andert meinte damals über die unsichere Situation des Liedermachers: "Jeder andersdenkende Kulturfunktionär hat das Recht, die Flinte aus dem Schrank zu holen und mit dem Geschoß 'Staatsfeind' ihm die Beine wegzuschießen." Erst 1989 erschien wieder ein komplettes Heft mit Andert-Liedern, herausgegeben von der Akademie der Künste. Es trug den Titel 'Von ihm lerne singen und schweigen' (ein Zitat aus einem Andert-Lied über Ernst Busch).

In den 90er Jahren hat Andert so gut wie keine Lieder mehr geschrieben, sondern vor allem satirische Texte verfaßt, zum Beispiel das Buch 'Unsere Besten. Die VIPs der Wendezeit'. Darin hat er einige Zeitgenossen und Kollegen satirisch verarztet. Er war dabei nicht zimperlich und hat sich nicht nur Freunde gemacht, einige sitzen noch immer auf dem Sofa und nehmen übel.

Endgültig in die Geschichte eingegangen ist Andert als 'Honecker-Experte', denn 1990 hatte er die Möglichkeit, im sowjetischen Armeehospital Beelitz umfangreiche Gespräche mit Erich und Margot Honecker zu führen. Er hat daraus zwei Bücher gemacht, zahlreiche Interviews gegeben und ist in einer Fernsehsendung aufgetreten, in der die Zuschauer raten mußten, ob er der Fahrer von Honecker gewesen sei.

www.reinholdandert.de


Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.3, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.3-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html

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